Seit Ende 1944 nahm auch in Ungarn der Einfluss der Kommunistischen Partei in der Nationalen Front kontinuierlich zu, bis er in die Gründung der Volksrepublik mündete. Der MDP-Generalsekretär Rákosi verfolgte einen radikal stalinistischen Kurs, der erst 1956 ein Ende fand. Nach dem Ungarn-Aufstand im selben Jahr besserte sich die Lage, doch auch im „Gulasch-Kommunismus“ wurde die kirchliche Arbeit stark behindert. Das langjährige Asyl von Kardinal-Primas Mindszenty in der Budapester US-Botschaft mag hierfür ein Beispiel sein. Sein 1950 inhaftierter Weihbischof Zoltán Lajos Meszlényi wurde am 04.03.1951 in Kistárcsa ermordet. Am 3. Juli 2009 bestätigte Benedikt XVI. sein Martyrium; die Seligsprechung erfolgte am 31.10.2009.
Im Februar 1989 führte Ungarn das Mehrparteiensystem ein.
Erstes Opfer des Kommunismus: Baron Vilmos Apor, Bischof von Győr, wurde am 02.04.1945 von sowjetischen Soldaten ermordet.
Der Primas: József Kardinal Mindszenty
Während der kommunistischen Herrschaft konnten zahlreiche Diözesen zeitweilig nicht mehr besetzt werden, und es gab viele Vakanzen:
Csanád: 1964 – 1975
Eger: 1956 – 1969, 1972 – 1974
Esztergom: 1974 – 1976
Győr: 1966 – 1976
Hajdúdorog für den byzantinischen Ritus: 1972 – 1975
Kalocsa: 1961 – 1964
Pannonhalma (Erzabtei): 1969 – 1973
Pécs: 1961 – 1969
Székesféhérvár: 1968 – 1974
Szombathely: 1972 – 1975
Vác: 1967 – 1969
Veszprém: 1965 – 1975.
1948 wurde Kardinal Mindszenty verhaftet und 1951 Erzbischof Grősz von Kalocsa. Seit dem selben Jahr war Bischof Shvoy von Székesfehérvár amtsbehindert, 1953 Bischof Pétery von Vác und 1957 Bischof Badalik von Veszprém.
Erzbischof József Ijjas (Kalocsa), …
…Kardinal László Lékai (Esztergom)…
…und Kardinal László Paskai (Kalocsa/Esztergom), Vorsitzende der ungarischen Bischofskonferenz 1969 – 1976, 1976 – 1986 bzw. 1986 – 1990
Besonders in den Jahren 1964, 1969, 1972, 1974 und 1982 konnte der Heilige Stuhl nach Verhandlungen mit dem Regime einige neue Bischöfe oder Apostolische Administratoren im Bischofsrang ernennen, wobei verschiedene Neuernannte der Regierung nahe standen oder – wie Erzbischof Brezanócsy von Eger – sogar informelle Mitarbeiter der kommunistischen Staatssicherheit waren. Dass freie Ernennungen jedoch nicht möglich waren, zeigen die Bischöfe József Winkler und Gellért Belon, die beide 1959 ernannt wurden, jedoch erst 1964 bzw. 1982 die Weihe empfangen konnten.
Im Unterschied zu verschiedenen anderen Staaten des Ostblocks waren zumindest nach der Entstalinisierung geheime Bischofsweihen nicht zum Überleben der Kirche notwendig; entsprechend niedrig ist ihre Zahl:
05.11.1960: László Rózsavölgyi, Titularbischof von Listra; durch Mihály Endrey, Sonderdelegat der Erzdiözese Esztergom
05.11.1960: József Takács, durch Mihály Endrey, Sonderdelegat der Erzdiözese Esztergom
ca. 1970: vermutlich Gyula Parádi, durch Felix Maria Davídek (vgl. Tschechoslowakei), wohl in Kraków
ca. 1970: vermutlich József Rédei, durch Gyula Parádi.
Bischof?: Gyula Parádi
Legitimität und Weihe von Mgr. Rózsavölgyi – ein Jahr, nachdem der Staat die Weihen von Mgr. Winkler und Mgr. Belon verhindert hatte – sind unstrittig; über Takács, dem Pfarrer von Kács (1960 – 1966), ist nichts Näheres bekannt, und die beiden übrigen werden nicht anerkannt. Mgr. Rózsavölgyi wurde von Johannes XXIII. ernannt mit der Maßgabe, von seinen bischöflichen Fakultäten keinerlei Gebrauch zu machen und erst aktiv zu werden in dem Fall der Gründung einer regimeabhängigen ungarischen Nationalkirche. Er wurde jedoch bereits nach wenigen Wochen enttarnt und verhaftet. Der Heilige Stuhl gab seinen Plan auf, etwa neun bis zwölf bereits in Aussicht genommene Priester als Apostolische Administratoren geheim zu Bischöfen zu ernennen.
Nach dem Umbruch lehnte Kardinal Paskai die Bischöfe Parádi und Rédei als Weihbischöfe von Esztergom ab. Der Sinn ihrer Weihe erschließt sich bei Betrachtung der Anzahl offizieller Bischöfe nicht vollständig; sie mag eine Reaktion Davídeks auf die Ernennung teilweise regimenaher Bischöfe im Jahr zuvor gewesen sein. Möglicherweise waren sie auch zum Einsatz im Ausland vorgesehen. Mgr. Parádi, Jahrgang 1929, war Priester der Erzdiözese Esztergom und zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Bischofsweihe Professor am dortigen Seminar, ehe er 1977 für zehn Jahre Pfarrer der polnischen Nationalkirche in Budapest wurde. Am 28. März 2016 verstarb er.
1959 ernannt, 1982 geweiht: Weihbischof Gellért Belon von Pécs
Die Fotos dieser Seite entstammen dem Archiv von Herrn Hofrat Dr. Manfred Kierein, Wien, und aus dem Archiv des Autors. Das Foto von Gyula Parádi wurde der Parte entnommen.